Die Seefahrt – auf einem Kreuzfahrtschiff

Tja, mit der Seefahrt auf einem Kreuzfahrtschiff ist es ganz witzig: einerseits werden alte Traditionen gelebt und man fühlt sich wie auf einem alten Segler, der vor dem Fluch der Karibik flieht und andererseits ist das so ein kleiner Mikrokosmos, eine Seifenblase durch die nichts von außen dringt mit jeder Menge Leuten, die sich manchmal wie pubertierende Jugendliche auf einer Klassenfahrt benehmen!

Die Hierarchien sind hoch, der Kapitän hat das Sagen und alle haben Folge zu leisten. Ok, auch die werden modern und lassen doch manchmal mit sich reden. Aber ohne diese Stufen würde das Ganze wohl auch nicht funktionieren. Wie sonst sollte man bis zu 900 Crew Mitglieder aus bis zu 25 Nationen und 4500 Gäste zusammenhalten?

Ich habe 2008 zum ersten Mal auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert. Die erste Reise führte mich ins westliche Mittelmeer. Ihr glaub ja gar nicht, wie enttäuscht ich war. Da denkt man – hey, jetzt geht’s auf große Reise. Einmal um die Welt. Ich will alles sehen. Und dann: „Sie sind eingestellt. Sie werden nach Palma de Mallorca fliegen und die nächsten 6 Monate im Mittelmeer umherreisen.“ Yeeeaaah, juhuuu!!! Ääääh, Moment…was? Wo soll ich hin???

Aber hey, es ging auf’s Schiff und die Häfen die auf meiner Reise lagen, kannte ich alle noch nicht. Und was soll ich nach der ersten kurzen Enttäuschung sagen: Es war großartig!!!! So großartig, dass ich 9 Jahre später immer noch zur See gefahren bin, für die gleiche Reederei. 

Ich habe damals einen Job an der Rezeption ergattert und man mag sich gar nicht vorstellen, was da so los ist. Damals habe ich auf dem kleinsten Schiff der Flotte angefangen und musste mit meinen 3 Kollegen „nur“ 1500 Gäste betreuen. Und ihr glaubt nicht, was man da so alles gefragt wird: „Wo liegt eigentlich dieses Seetag (französisch ausgesprochen, also etwa „Sehtasch„)? Da fahren wir auf dieser Reise ja 4 mal hin.“ (der Klassiker). Ich habe davon noch viel mehr und teile sie gerne bei anderer Gelegenheit.

Naja, dann gibt es jede Menge Beschwerden, begründet und auch sehr gerne mal unbegründet. Jede Menge Fragen, vor allem dumme Fragen und glaubt mir: DOCH, es gibt sehr wohl dumme Fragen!!! Ihr glaubt nicht, wieviele ich schon gehört habe. Tja und so manch einer hat sich scheinbar nie Gedanken darüber gemacht, dass dieses Schiff auf dem man Urlaub macht, irgendwie von A nach B kommen muss und dafür ein Motor betrieben werden muss, der leider nicht geräuschlos arbeiten kann. Aber das mit dem Gedanken machen, ist sowieso so eine Sache. So wurde ich auch mal gefragt, wo die Reise eigentlich hinführt, da man vor Reisebeginn keine Zeit mehr hatte, sich damit auseinander zu setzen. Das nenne ich mal Überraschungsurlaub. 

Ich habe auch mal am An- und Abreisetag (den wir Wechseltag nannten) einen Anruf von außerhalb erhalten. Wir waren in Palma de Mallorca und der Gast rief mich an, da er am Flughafen festgestellt hatte, dass er versehentlich den falschen Koffer mitgenommen hatte. 

Die Koffer werden nämlich von den Gästen vor die Kabinentür gestellt und von der Crew gesammelt von Bord gebracht, damit das Absteigen schneller vor sich geht. Die Koffer werden vorher mit einer Banderole mit Kabinennummer versehen und auf der Pier nach Deck sortiert aufgestellt. Da sucht jeder Gast dann SEINEN eigenen Koffer heraus und nimmt diesen mit. 

Dieser Gast hatte jedoch den falschen gegriffen, weshalb sich der eigentliche Besitzer auch schon mehrfach bei uns gemeldet hatte, da er wusste, wie sein Koffer aussieht und diesen auf der Pier nicht finden konnte. 

Ich fragte den Gast dann, wieviel Zeit er noch bis zu seinem Flug hätte und ob er es nochmal zum Hafen schaffen würde, um die Koffer zu tauschen. Der Gast antwortete dann tatsächlich: „Nein junge Dame, ich bin nicht mehr in Palma am Flughafen. Ich bin bereits in Düsseldorf gelandet.“ Er hat also den falschen Koffer von der Pier mitgenommen, ins Auto geladen, am Flughafen in Palma aus dem Auto heraus geholt, diesen eingecheckt, ist geflogen und erst als er ihn in Düsseldorf vom Kofferband genommen hat, ist ihm aufgefallen, dass es nicht sein Koffer ist?!?!

Tja, solche und viele verrückte andere Geschichten ereignen sich auf einem Schiff.

Über eines kann man sich jedenfalls nicht beschweren: Es wird sicher nicht langweilig und für Unterhaltung ist auch immer gesorgt.

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Ein Tag auf See

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